HerrHerrmann hat geschrieben: ↑22.04.2020, 12:57
Ein Video hat mich etwas nachdenklich gemacht. Da geht es darum, ob zum einen die richtigen Spezialisten gefragt werden und zum anderen, ob die Maßnahmen angemessen sind.
Milena Preradovic kenne ich noch von N24 Zeiten. Sie hat einen Epidemiologen interviewt:
https://vimeo.com/406507934
Was er sagt? Schweden und Süd Korea sind auch nicht untergegangen, trotz Verzicht auf die Kontaktsperre. Der Epidemiologe Prof. Dr. Knut Wittkowski aus New York hat seine eigene Meinung.
Mich hat er auch zum Nachdenken gebracht. Er hat recht mit der Aussage, dass wir ohne irgendwelche Maßnahmen viel schneller diese "Herdenimmunität" erreichen würden. - Aber zu welchem Preis?
Unsere Gesellschaft hat nur beschränkte Kapazitäten um Menschen mit schweren Verläufen angemessen zu behandeln. (Damit meine ich jetzt nicht nur Personen die beatmet werden müssen.) Das hätte unweigerlich zur Folge, dass die Sterblichkeit in die Höhe schnellen würde. Ich möchte auch niemanden zumuten zu entscheiden, welcher der schwer Infizierten noch behandelt werden soll, und wen man einfach aufgeben will. Willst du dich an den Eingang eines Krankenhauses stellen und den akut Hilfesuchenden Termine für in drei Monaten anbieten?
Wie man hier sieht haben wir noch einige freie Intensivbetten:
https://interaktiv.morgenpost.de/corona ... uslastung/
Ein paar Kliniken sind aber schon bei ihrer Kapazitätsgrenze. Dass es hier in Deutschland noch so gut aussieht, liegt daran, dass wir sehr früh die Notbremse gezogen haben.
Wie sich das in Schweden entwickeln wird, werden wir abwarten müssen. Das sehe ich auch eher kritisch.
Und was Südkorea betrifft, gab es dort auch recht früh einige einschneidende Maßnahmen:
https://www.tagesschau.de/faktenfinder/ ... a-111.html "Social Distancing" auch in Südkorea
Nach Bekanntwerden des ersten Todesfalles wegen Corona rief die Regierung am 23. Februar die höchste Warnstufe für Infektionskrankheiten aus. Als sich das Virus über die Stadt Daegu hinaus ausbreitete, wurden weitere Städte wie Chenongdo und Gyeongsan zu speziellen Kontrollzonen erklärt.
Zur Anwendung kamen Maßnahmen, die auch hier als "Social Distancing" bekannt sind. Konzerte und Festivals wurden abgesagt und Sportveranstaltungen verschoben, Museen und Büchereien blieben geschlossen. Großunternehmen ordneten Heimarbeit an. Der Beginn des Schulhalbjahrs wurde mehrfach verschoben und Kindergärten blieben geschlossen.
Die erfassten Infizierten sind in jedem Land noch im Promillebereich, die Dunkelziffer schätze ich höchstens auf einen niedrigen einstelligen Prozentwert. Bis wir die Krise überwunden haben dürfte also noch etwas dauern. Wobei ich davon ausgehe, dass man durch neue Maßnahmen auf andere Einschränkungen schrittweise verzichten kann und sich die Situation hier in Deutschland langsam! entspannen wird. Da die richtige Balance zu finden ist sicherlich nicht einfach.