Adsense: Ein Testprojekt für Ramsch und Spam?

Esteamer

Hallo Community!

Ich bin seit nunmehr 11 Jahren Adsense-Publisher und habe - so zumindest mein eigenes Empfinden - in diesen Jahren auch gut bis sehr gut mit dem Netzwerk verdient. Seit über einem Jahr habe ich jedoch - trotz steigenden Besucher- und Impressionszahlen - mit erheblichen Einbußen zu kämpfen. Mir ist dabei bewusst, dass ich selbst einige Fehler begangen habe, die die Misere begünstigt haben. Dennoch bin ich heute überzeugt davon, dass auch seitens Google mehr und mehr Maßnahmen ergriffen werden, die ich nicht verstehen kann und die schlicht als hanebüchen zu bezeichnen sind.

Ich habe mich in diesem Forum angemeldet, da ich die Hoffnung habe, dass es hier zu einem echten Erfahrungsaustausch kommt. Eventuell gibt es auch Tipps und Tricks. Im offiziellen deutschsprachigen Adsense-Forum regt es mich inzwischen auf, dass die ohnehin geringe Mitgliederzahl eine sehr offensichtliche "Pro-Google"-Haltung hat. O-Ton ist immer der gleiche: Wenn die Einnahmen sinken, ist der Fehler grundsätzlich auf Publisher-Seite zu suchen. Dabei wird der Publisher unterschwellig und indirekt auch gerne als "schwarzes Schaf" dargestellt, der ja ohnehin nur darauf aus ist die Adsense-Regeln zu missachten und mit unfairen Mitteln an bezahlte Klicks zu gelangen.

Anyway...

Früher, als das Web noch nicht "mobile" war, waren die Adsense-Anzeigen meiner Meinung nach hübsch anzusehen und vor allem sauber strukturiert und von Qualität und Themenrelevanz gezeichnet. Bei Textanzeigen glichen große Anzeigenblöcke einer klassischen Navigation, die themenrelavante und seriöse Angebote kommunizierten. Meine CTR bewegte sich in dieser Zeit sehr konstant um die 2%, saisonal bedingt ging es auch mal um 0.5% bergauf oder bergab. Wie gesagt: Das ging über Jahre hinweg so.

DOPPELTE UND DREIFACHE ANZEIGEN-SCHALTUG
Dann begann es vor gefühlt zwei Jahren, dass man seitens Adsense entschied es sei ein super Feature, ein und die selbe Werbeanzeige gleich 2 oder 3x auf einer Webseite auszuspielen. Ich empfinde diese Methode seit Einführung - sowohl auf der eigenen, wie auch auf Fremdwebseiten - als nervig, aggressiv und "spammig".

RESPONSIVE DESIGN
Auch wenn die Meinungen auseinander gehen: Mit den Responsive-Anzeigenblöcken mache ich ausschließlich negative Erfahrungen. Zwar lassen sie sich gut ins Seitenlayout integrieren, jedoch stelle ich fest, dass sowohl CTR wie auch CPC deutlich unter den Werten der klassischen Anzeigenblöcke liegen. Hinzu kommt, dass größere Responsive-Anzeigenblöcke teilweise derart schlecht befüllt werden, dass sie das Layout der Webseite völlig zerstören. Da wird dann z.B. in einer gefühlten Schriftgröße von 30px geworben, sodass die eigene H1-Überschrift völlig in den Hintergrund rutscht.

QUALITÄT DER ANZEIGEN
Für diese habe ich wirklich so gar keine Worte mehr. Ich mache es kurz:

Anzeigentexte, die in Grammatik, Rechtschreibung und Ausdruck mehr als fragwürdig sind
Anzeigen, die zu Zielseiten führen, die kein Impressum aufweisen
Immer mehr unseriöse Anzeigen (Wie du an einem Tag 354.456,43 Euro verdienst, Binäroptionen, Aktienwunder, Bauchweg-Früchte,...)
Clickbaiting

GIGANTISCHE ANZAHL AN KLICKS, DIE LIVE ABGEZOGEN WERDEN
Dass es immer wieder zu Klick-Abzügen kommt, ist nicht neu. Diese finden sowohl "live", also noch am selben Tag der Zählung statt, oder eben am Monatsende im Rahmen der "Echtheitsprüfung". Inzwischen ist es aber so, dass mindestens 30% der Klicks, die ich am Tag generiere, kurz darauf wieder abgezogen werden. Konkret ist es so, dass in meinem Konto beispielsweise um 11.00 Uhr steht ich hätte 80 Klicks generiert, um halb 12 sind es dann halt nur noch 62. So geht es eigentlich den kompletten Tag.
Seit einigen Tagen zudem auffällig und engmaschig beobachtet:
Wenn die CTR dann doch einmal die 1,5% Marke knackt (was eigentlich so gut wie gar nicht mehr vorkommt), dann kann ich zu fast 100% sicher sein, dass mir kurz darauf so viele Klicks abgezogen werden, dass die CTR auf 1% zurück geht. Nachfolgend gibt es dann in der Regel für 2-3 Stunden gar keine Klicks mehr, sodass die CTR auf < 1% absinkt. Am Abend kommen dann wieder ein paar Klicks hinzu, sodass ich am Tagesabschluss irgendwo zwischen 1,0 und 1,25% CTR lande. Also die Hälfte von einst.

Meine Frage: Macht ihr ähnliche Erfahrungen, oder stehe ich da alleine da?[/b]

Rem · **Rem** » 30.07.2017, 20:12 **Adsense: Ein Testprojekt für Ramsch und Spam?**

Ich bin seit dem März 2004 dabei. Ich habe sogar freies Klickpreisbieten noch erlebt. Also die Zeit, wo Google nicht mit Dumping den Markt kaputt machte.

Meine schlechten Erfahrungen haben damit angefangen, dass Google auf meiner englischsprachigen Hauptseite ausser in den USA und UK keine Anzeigen in EN mehr ausspielte, sondern basierend auf Übersetzungen unspezifisches Zeugs in den jeweiligen Sprachen der Länder meiner Nutzer. Ganz klar in den CTRs und RPMs für einzelne Länder zu sehen.

Dann brach meine Klickrate von einem Tag auf den anderen um ca. einen Drittel ein. Lustigerweise meinte der "Support" (mein Google-Ansprechspartner wurde zu der Zeit durch den generellen Support ersetzt), dass man "jetzt nicht mehr von Hand eingreife". Ab dann war auch der Support untauglich.

Dann kam Retargeting und meine Geduld war dermassen am Ende, so dass ich Adsense aus dem Hauptprojekt ausbaute.
Klar gesagt: ich verdiente mit 200k Pageviews pro Monat im ersten Jahr absolut gleich viel wie 5 Jahre später mit 750k Pageviews. Das war doch das ernüchternde!

Ich verdiene jetzt zweimal soviel mit Eigenvermarktung wie mit Adsense in dessen bestem Jahr. OK, aber ich habe natürlich schon zwei, drei Jahre zugeschaut, wie die Adsense-Einnahmen um mehr als 50% abnahmen. Kommt noch eine Durststrecke von 2 Jahren hinzu, um meine Flächen zu verkaufen, bzw. zuverlässige Werbepartner zu finden.

Ich habe noch 8 kleinere Projekte, die über Adsense monetarisiert werden, die teilweise gut bis schlecht laufen. Am interessantesten fand ich, wie Google bei einer Städtereiseseite innerhalb von 15 Monaten kontinuierlich bis zu 75% weniger zahlte. (Traffik ging um 50% runter, Google zeigt nun Bilder der Stadt innerhalb der Serps und zweigt womöglich konvertierenden Traffik für Flüge und Hotels ab, denn der RPM ging um weitere 50% runter)

Das ist, was Google unter Partnerschaft versteht. Sobald Google ein lukratives Feld entdeckt, kannst Du einpacken. Als Adsense-Publisher bist Du eh auf dem Abstellgleis. Zukunft: Google/FB/=Web=Hauptanteil des Internetprofits. Kein Internetkonzern braucht irgendeine Scheiss-Affiliate-Seite. Oder eine MFA-Seite.

Ich habe dieses Jahr bereits 10 Domains einfach gelöscht, weil ich überhaupt nichts mehr neues projektieren will. Teurer Content kann einfach nicht refinanziert werden. Was bringt mir eine Rendite von 3% auf Fachcontent für Spezialisten, wenn ich mit Aktien ein Mehrfaches erhalte? [Ist aber mein persönliches Problem, weil ich zu teuer bin. LOL].

Ich melke meine Kuh und wenn die Kuh gestorben ist, dann ist's fertig mit dem Internetpublisher-Dasein. Vielleicht verkaufe ich die Kuh vorher noch. Angebote liegen vor.

Ich habe insofern die Endlichkeit meines Publisher-Daseins erkannt. Einige hier im Forum projektieren Webseiten, wie wenn es kein Morgen gibt. Da gibt es Leute mit 700 Adsense-Websites, zwei Häusern und drei, vier Angestellten, die viel schlimmer erwischt wurden. Da kann ich froh sein, dass es immer nur für mich reichte. Und für die eine oder andere Auftragsarbeit für meinen freiberuflichen Übersetzer.

Milanex

Ich bin erst seit 2012 dabei, habe somit die "goldenen" Zeiten nicht miterlebt, habe mit meinen Seiten klein angefangen und baue sie kontinuierlich aus. Haupteinnahmequelle ist immer noch Adsense. Vielleicht ein paar Anmerkungen:
- Der RPM bei mir ist in den ersten 3 Jahren kontinuierlich gesunken. Die Ursache dafür: Mobil Suchanfragen sind stark angestiegen und die Monetarisierung dafür ist auf meinen Seiten viel schwieriger. Erst als ich das Thema durch Responsiv Design und Testen unterschiedlicher Größen und Positionen auf den mobilen Seiten angegangen bin habe ich Fortschritte gemacht. Der Trend ist klar umgekehrt, mein RPM und auch die CR liegen im Moment auf Höchstständen. Die Erlöse aus Mobil steht kurz davor Desktop zu überholen.
- Die Mehrfachklicks, die direkt korrigiert werden: An Einzelfällen kann man das sehr gut nachvollziehen, dass da nicht wahllos irgendetwas herunter gesetzt wird, sondern dass manchmal Leute x-mal auf eine Anzeige klicken, das wir dann auf einmal korrigiert.
- Die Korrektur am Monatsende liegt bei mir kontinuierlich bei ca. 1%, ist aus meiner Sicht ok
- Monetarisierung mit Affiliates hat bei trotz einiger Versuche so gut wie garnicht geklappt.
- Feste Werbepartner zu finden und zu halten ist sicherlich gut, aber auch nicht einfach. Aber die Rechnung ist relativ einfach: Wenn der RPM höher liegt als als bei Adsense, kann man die Anzeigen entsprechend ersetzen. Man sollte aber auch den Aufwand für die Akquise entsprechend berücksichtigen.

Natürlich ist es auch von der Art der Seiten abhängig, da gibt es aus meiner Sicht keinen Königsweg, sondern man muss die Sachen austesten, das heißt auch zahlenbasiert seine Entscheidungen treffen. Bei mir kann ich Adsense nicht wegdenken...

Gruß
milanex
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Esteamer

Zunächst einmal Danke für Eure Antworten. Auch wenn ich keinem ehrlichen Publisher Einnahmen-Einbußen gönne, tut es schon ganz gut zu lesen, dass man eben nicht allein da steht.

Dass Adsense ein kontinuierlich in der Entwicklung befindliches System ist steht ja außer Frage. Die Zeiten, in denen man mal eben einen Anzeigenblock erstellt, ihn relativ gedankenlos ins HTML packt und dann einigermaßen verdient, sind schon lange vorbei.

Mein Problem ist nur das, dass ich alles, was man testen und modifizieren kann, in den letzten 18 Monaten durchexerziert habe.

Ich habe mit den Responsive Anzeigen "gespielt" (Google die Anzeigegröße bestimmen lassen, mit eigenen CSS-Regeln die Anzeigengröße selbst festgelegt, mit "ad-data-format" gearbeitet, ohne "ad-data-format" gearbeitet, Margins zu den Anzeigen von >50px bis < 5px getestet, die Farbschemata in gefühlt 500 Varianten durchgetestet, Splittests ohne Ende, mit wenigen Anzeigenblöcken pro Seite gearbeitet, mit vielen Anzeigenblöcken gearbeitet, Positionierung von plakativ oben bis dezent unten getestet,....)

Aber egal was ich gemacht habe, an klassische Anzeigenblöcke kommen die Responsive Anzeigen nicht heran (bezogen auf CTR und CPC). Auffällig:

Code: Alles auswählen

.meineanzeige &#123;
width&#58; 300px;
height&#58; 250px;
margin&#58; 0 auto;
&#125;

liefert z.B. schlechtere Resultate als der Klassische 300x250px Block (nicht Respsonsive), obwohl layout-technisch identisch. Ich vermute daher, dass viele Werbetreibende gezielt auf "feste Größen" bieten, da man da weiß, was man bekommt.

Eine weitere Sache, die ich einfach nicht in die Birne bekommen möchte:

Google hat ja bereits vor ungefähr 2 Jahren die rechte Sitebar in den Suchergebnissen gestrichen bzw. durch eigene Snippets ersetzt. Anzeigen erscheinen in den Suchergebnissen nur noch ober- und unterhalb der organischen Ergebnisse.
Insbesondere viele kleine "Advertiser" haben darauf hin Adwords verlassen, weil die Klickpreise für die 2-4 Anzeigen oberhalb der organischen Suche schlicht das Budget sprengen.
Umso mehr wundert/ärgert es mich, warum Google nicht zumindest im Display-Netzwerk den "Kleinen" eine Chance lässt und in großen Bannerformaten, wie z.B. 728x90, 300x600 oder auch 336x280 wieder mehrere kleine Anzeigen als Art Navigation platziert, anstatt flächendeckend einen aggressiven Werbetext in Schriftgröße >30px platziert. Es wirkt wirklich so, als wolle man es sowohl Werbetreibenden mit geringem Budget, wie auch Publishern mit Impressionen < 1Mio./Monat möglichst schwer machen.