Versteuerung/Verzollung beim Kauf aus Übersee

[Johnny8989]

Hallo Leute,

in meinem neuen Shop biete ich Produkte aus Übersee per Dropshipping an. Dabei werden dem Kunden ganz normal 19% MwSt berechnet. Jetzt fällt mir ein, dass der Kunde auch noch 19% beim Zoll zahlen muss. Ist das nicht irgendwie doppelt gemoppelt?

- Wenn das so richtig ist, wie kann ich darauf im Shop hinweisen? Gibt es da spezielle Formulierungen für die AGB's? Mein Anwalt macht seit Monaten eine Weltreise, deshalb wollte ich mich schon mal ein wenig informieren xD

- Wenn das falsch ist, was muss ich tun?

Bin froh über alle Antworten
Vielen DAnk

[ewigerlaie]

Rechnungen bei Lieferungen in Drittländer (z.B. Schweiz, USA, usw.) sind immer umsatzsteuerfrei. Voraussetzung: die Lieferung muss an eine Lieferadresse _direkt_ ins Drittland gehen. Der Kunde bezahlt dann die im Empfängerland gültige Umsatzsteuer als Einfuhrumsatzsteuer.

Ob er auch Zoll bezahlen muss, hängt von anderen Faktoren ab. Z.B. ob du die Ware präferenzbedingt versendest oder ob diese im Einfuhrland grundsätzlich zollfrei ist.

Äußerst erfolgreich und kostenfrei beraten lassen habe ich mich dazu vor Jahren von meiner IHK, an die ich ja die Beiträge abführen muss.

Alle weiteren Infos erhältst du von deiner IHK, Abtl. Außenhandel.

[alexhell]

@ewigerlaie

1. Stark verkürzt. Insbesondere, dass der Kunde die USt. im Empfängerland zahlt ist falsch. Das ist nur bei reverse charge Verfahren der Fall.

2. Hier geht es auch um Dropshipping. Also nicht A liefert an B im Ausland, sondern das Produkt wird von Kunde B bei Händler A bestellt, der es direkt von C aus dem Ausland liefern lässt. Also ein "klassisches" Dreiecksgeschäft.

Wenn der Kunde USt. und Einfuhrumsatzsteuer bezahlen muss, ist das zu viel. Allerdings wird die Einfuhrumsatz niedriger (Einkaufspreis) als die USt., da ja hier der Preisaufschlag mit drauf ist.

Ich würde eine normale Rechnung schreiben und dem Kunden die Kosten für Zoll und EUSt. erstatten. In wie weit Du diese dann als Betriebsausgaben/Vorsteuer ansetzen kannst, solltest Du mit deinem Finanzamt besprechen. Denn die Zollbelege dürften allesamt nicht auf deine Firma laufen.

[ewigerlaie]

2. Hier geht es auch um Dropshipping.

Sorry, hatte ich überlesen. Da kenne ich mich wirklich nicht aus. Für den Direktversand ins Drittland sind meine Ausführungen (vielleicht für andere) aber zutreffend. Von mir seit Jahren so praktiziert und auch Steuerprüfungen o.B. überstanden.

[alexhell]

Das glaube ich Dir gerne, dass diese Art bei Dir, deiner Ware, deiner Versandart und deinen Kunden zutreffend sind, ich würde das aber nicht verallgemeinern.

[Hausschuhexperte]

Puuuuh, das ist eine recht komplexe und komplizierte Situation, weil unterschiedliche Konstellationen überlegt werden müssen, und es wäre das Klügste, mit Zoll und Finanzamt die Dinge abzustimmen.
Für Deinen Lieferanten in Übersee gilt die Regelung, dass er beim Export in Drittländer keine Umsatzsteuer in seinem Land abführen muss beziehungsweise ausweisen kann.
Die bekommst also von ihm eine Rechnung ohne Umsatzsteuer und kannst auch keine Vorsteuer ziehen.
Nun spielt der Lagerstandort bei Verkauf von Waren eine wichtige Rolle für die Berechnung der Umsatzsteuer. Deutsche Amazon-Händler, die Ware aus einem polnischen Warenlager verschicken sind z.B. gezwungen, die polnische Umsatzsteuer auszuweisen und nach Polen abzuführen.

Meine THEORIE:
Du kannst und musst nicht auf Deinen Rechnungen die Umsatzsteuer ausweisen, denn Deine Kunden müssen, sofern sie ihrer Staatsbürgerlichen Pflicht nachkommen bei der Einfuhr eine Einfuhrumsatzsteuer in Deinem Fall von 19% abführen und könnte diese, sofern Vorsteuerabzugs-berechtigt wieder geltend machen.
Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es in unserem Staat noch ein paar Regelungen gibt, die die Sache eher noch komplizierter machen.

Daher solltest Du Dir an den oben genannten Stellen möglichst verbindlichen (schriftlichen) Rat holen.

[alexhell]

offtopic: Hallo Hausschuhexperte, schön dich hier wieder zu sehen

Deine Theorie ist nicht ganz korrekt. Vertragspartner des Kunden ist der TO. Für dessen Verkaufspreis ist die UST vom TO zu vereinahmen und an den Fiskus abzuführen.

Die Abführung der Einfuhrumsatzsteuer ist weder betragsmäßig zutreffend noch muss ich als Kunde (reverse charge mal außen vor) die Abführpflicht des TO übernehmen.

Beispiel: Ohring bei ali für 2 EUR eingekauft und für 10 EUR weiterverkauft: USt sind 1,19 EUR, EUSt sind 0,38 EUR.

Würde der TO jetzt eine Netto-Rg über 10 EUR ausstellen und der Kunde 0,38 EUR EUSt. beim Zoll zahlen, wären 0,79 EUR zu wenig abgeführt worden.

Ich würde mich evtl. mal an einen fulfillment service wenden. DHL übernimmt z.B. die Abfertigung für so etwas. Generell ist es echt nervig, zu seiner lokalen Zollbehörde zu tingeln, um da etwas abzuholen. Das wird sich der jeweilige bei der nächsten Bestellung 2x überlegen.

[Hausschuhexperte]

Hallo alexhell,
ist Dein Statement praktisches Wissen oder eine Antithese?
Über die Vertragspartnerschaft sind wir uns sicherlich einig, über Deine Folgerung daraus bin ich immer noch unsicher.
Auch ein Kleinunternehmer kann keine Umsatzsteuer ausweisen, wenn er vorher keine Vorsteuer gezogen hat.
Genau diese Situation treffen wir im hier diskutierten Fall doch eigentlich an.
Der TO bekommt bei Deinem Beispiel von seinem Hersteller eine Rechnung von 2 Euro ohne Umsatzsteuer, weil es für den Hersteller ein Export in ein zolltechnisches Drittland ist. (das wird natürlich in der Praxis nicht so gehandhabt)
Theoretisch müsste der TO bei der Einfuhr 38 Cent Einfuhrumsatzsteuer zahlen und könnte diese als Vorsteuer geltend machen.
Muss er aber in der Praxis nicht, weil unter 22 Euro vom Zoll keine Einfuhrumsatzsteuer fällig ist (Geringfügigkeit)
Das macht m.E. die Frage so spannend und interessant.
Aus einem anderen Forum weiß ich inzwischen, dass der VK des TO auch unter 22 Euro liegt. Das bedeutet, dass auch Konsumenten die Lieferung nicht beim Zoll abholen müssen.

Ich weiß die Lösung definitiv nicht, aber bist Du überzeugt, dass Deine These in dieser Konstellation richtig ist?.