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e-fee » 23.01.2017, 11:33 Webentwicklung ohne Grenzen
*kopfschüttel*
Also erstens mal ist der IQ mit gängigen und erprobten IQ-Tests hierzulande oberhalb von 145 nicht mehr valide messbar, weil die Vergleichsgruppe zur Spitze hin einfach zu klein wird.
Andere Länder, andere Skalen (deshalb sind z.B. auch in den USA die Werte etwas höher als in DE) - und dass Einstein genau den gleichen Test wie Du gemacht hat - nur dann wäre es wirklich miteinander vergleichbar - möchte ich in dieser Stelle einfach mal bezweifeln. Ganz abgesehen von den ganzen in keinster Weise genormten Tests, die irgendwo im Netz rumschwirren und von sich behaupten, ein IQ-Test zu sein.
Seit gut fünf Jahren habe ich mich relativ ausführlich mit dem Thema Hochbegabung beschäftigt und kenne recht viele Menschen, die in diese Gruppe fallen. Darunter übrigens auch ein früher sehr aktives Forenmitglied, das im Test von Mensa die 145-Schallmauer durchbrochen hat.
Übrigens kann auch Legasthenie mit Hochbegabung einhergehen.
Leider ist es so, dass der IQ-Wert (selbst wenn korrekt getestet) ganz und gar nicht zwingend damit korreliert, dass man viel im Leben erreicht, Sozialkompetenz besitzt oder die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Mir sind da einige merkwürdige Gestalten begegnet, die im Leben wirklich gar nix auf die Kette kriegen und einen grundsätzlich angucken wie ein Auto (ja, Asperger kann in diesen Kreisen hin und wieder auch vorkommen).
Gilt nicht für alle - gibt welche, die blendend klar kommen, viel beitragen und dabei bescheiden und auf dem Teppich bleiben.
Und wenn dann aber der IQ-Wert zur Selbstüberschätzung führt - ganz böse! Also für den Betroffenen.
Ich erinnere mich da an einen Mediziner und Informatiker aus Wien. Studiert hat er beides, über das Medizinstudium hat er geflucht, weil er ja so stupide Sachen auswendig lernen musste und wie es denn sein könne, dass man ihn als besonders begabten Studierenden nicht gleich zu Beginn des ersten Semesters beiseite genommen und direkt in die Spitzenforschung gesteckt habe. Schließlich war sein Ziel kein geringeres, als mal den Nobelpreis zu erhalten - kein Joke! Beim Praktikum im Krankenhaus im Anschluss an das Studium hat er dann aber gemerkt, dass er so gar nicht mit Menschen kann, und das Blutabnehmen wurde auch für angehenden Arzt wie Patienten zur Tortur. Mit der Informatik hat es dann etwas besser geklappt, letzter mir bekannter Stand war, dass er als Codeäffchen in irgendeiner Programmierbude Tickets abgearbeitet hat.
Auch mit Vorgesetzten habe ich das schon erlebt, dass die unglaublich visionäre und tolle Ideen hatten, die aber trotz des hohen IQ nur halb durchdacht waren. Und daran scheitern meines Erachtens sehr viele Projekte und Ideen, nicht nur im Hoch-IQ-Bereich. Aber die Leute halten sich halt trotzdem für *die* Helden. Und denken, sie seien die Einzigen, die so superschlau sind. Nein, sind sie nicht. Allein in Deutschland gibt es 1,6 Millionen Hochbegabte, viele wissen nicht einmal davon.
Auf jeden Fall sich auch Hochbegabte fehlbar - und gerade sehr-sehr-Hochbegabte befinden auch auch gern mal auf Irrwegen und schießen über jedes vernünftige Ziel hinaus. Das *kann* in sehr wenigen Fällen mal zu innovativen Ansätzen führen, in denen der "Unverstandene" dann doch noch den großen Triumph feiern kann. Aber die Regel ist das nicht.
BACK TO TOPIC:
Bezogen auf das CMS scheint mir hier so ein wenig Dunning-Kruger zu greifen. In Anbetracht der Unkenntnis der flexiblen Systeme, die es da draußen gibt, ebenso wie der Ignoranz einiger anerkannter Must Haves, denkt der TE hier, er habe quasi das Ei de Kolumbus erschaffen.
Ich habe bis vor etwa zehn Jahren auch erst mit kleinen, selbst geschriebenen CMS experimentiert, bis ich dazu übergegangen bin, meine Lösungen doch lieber auf die Basis von fertigen Systemen zu stellen. Denn: Als einzelne Person ist bei aller Begabung doch die Zeit begrenzt, die man als Einzelperson zur Umsetzung aller notwendigen Features aufbringen kann. Ganz zu schweigen vom Support, ganz zu schweigen davon, was ist, wenn Du mal ausfällst.
Wie viele andere CMS kennst Du denn, hast Du mal ausprobiert? Hier gilt mitnichten "kennst Du eins, kennst Du alle". Die sind alle sehr verschieden.
Und wie viele verschiedene Anwendungsfälle hast Du in Deiner Karriere schon gehabt, um behaupten zu können, dass Du Dein CMS auf wirklich *jeden* denkbaren Fall anpassen zu können?
Ich arbeite z.B. seit langer Zeit mit Drupal, eben weil es sehr flexibel ist und - von den mir bekannten Systemen - sich tatsächlich am besten in so jede beliebige Richtung schubsen lässt. Dort arbeiten aber allein am Core mehr als tausend (!) Leute mit. Dazu noch mal eine größere Zahl an Entwicklern für Module und Themes. Allein für den Check von Sicherheitsbelangen von Core und verbreiteten Modulen gibt es ein ganzes Team.
Auch für WordPress, mit dem ich ebenfalls arbeite, gibt es zahlreiche Erweiterungen.
Der große Teil der von Dir hier gezeigten Seiten ist in 2017 nicht responsive - kann Dein CMS bzw. das Theme das nicht out of the box?
Wie sieht es mit Sicherheitsaspekten aus - hast Du alle Lücken, die immer mal wieder bekannt werden, auf dem Schirm? Ich hab *damals* auch so vor mich hin programmiert und dabei sind zum Teil etwas unsichere Konstrukte herausgekommen.
Wie sieht es mit Shopfunktionen aus? Alle gängigen Payment-Anbieter möglich? Für Deutschland rechtskonform? Für andere Länder anders konfigurierbar? Versandkosten-Management? Coupon-Modelle?
Gehen Community-Funktionen? Forum, Chat, Userprofile, Userblogs ...
Lassen sich redaktionelle Workflows abbilden? Zeitgesteuerte Veröffentlichung von Inhalten? Gibt es abgestufte Berechtigungsmodelle?
Gibt es Taxonomien, anhand derer die Inhalte ggf. vollautomatisch strukturiert und entsprechend ausgegeben werden können?
Stehen unterschiedliche Themes zur Verfügung, die auf individuelle Designwünsche angepasst werden können? Mit jeweils mehreren Templates zur Realisierung ganz unterschiedlicher Seitentypen?
Medienverwaltung, Einbindung unterschiedlicher Medientypen? Sind Dateien auch sicher in privaten Serververzeichnissen ablegbar?
Können (Kontakt-)Formulare frei konfiguriert werden?
Kannst Du Votings realisieren? Also Abstimmungen ebenso wie Produktbewertungen?
Könnte man in Deinem CMS E-Cards anlegen, die der User dann beschriftet und verschickt?
Gibt es ein leistungsstarkes Caching?
--> Das war jetzt nur ein Bruchteil von dem, was ein "grenzenloses" CMS können muss, ein paar Dinge, die mir aus meiner eigenen Praxis spontan einfielen.
Auf jeden Fall habe ich den Eindruck, dass Du recht wenig Erfahrung hast, welche Anforderungen an ein CMS alle so gestellt werden könnten, und eben auch nur wenige bis keine CMS bzw. die nur sehr oberflächlich kennst.
Egal welcher IQ - das KANN keiner allein leisten!