Eigenes Partnerprogramm im Ausland platzieren, Auszahlung?

[Wurstwassertrinker]

Hallo zusammen,

derzeit beschäftige ich mich eingehender mit dem Platzieren eines eigenen Partnerprogramms.
Den technischen Hintergrund (Tracking, Auswertung, etc.) dazu habe ich selber entwickelt, ich verwende also keinen der bekannten Affili Marktplätze.

Ich möchte das PP zunächst in DE platzieren, da die von mir erbrachte Leistung eine "digitale" ist und auch aus dem Ausland verwendet wird spräche aus meiner Sicht
nichts dagegen, es mit dem PP dann auch im Ausland zu versuchen.

Der erste Stolperstein ist das Thema Auszahlungen.
Bei meinen Recherchen habe ich festgestellt, dass es nur sehr wenige PP Anbieter (bzgl. der großen Anbieter) gibt, die Provisionsauszahlungen auch via
Paypal vornehmen. Für Partner im Ausland ist dies jedoch - meiner Ansicht nach, die einzige vernünftige Auszahlungsart gegenüber einer normalen Banküberweisung.

Zum Thema Auszahlungen via Paypal bin ich jedoch recht schnell über den Begriff Geldwäsche gestolpert.

Daher meine Fragen:

a.) Hat jemand Erfahrungen mit dem Platzieren eigener PP im Ausland?
b.) Spricht etwas gegen eine Auszahlung via Paypal, ggf. sogar Bitcoins?
c.) zu b.) Welche Punkte sollte man sicherstellen, um via Paypal Provisionen auszahlen zu können / dürfen?

Zu c.) habe ich von einigen Anbietern folgendes gelesen, was diese zur Verifizierung eines PayPal Kontos benötigen:

Um die Anti- Geldwäsche Politik zu erfüllen, wird xxxx bei Ihrem ersten Auszahlungsantrag folgende Dokumente anfordern:

- Kopie/Scan/Foto Ihres gültigen Personalausweis oder Ihres Führerscheins
- Ein Nachweis Ihrer Wohnadresse, so wie eine Gas-, Wasser oder Stromrechnung, Bankdokument, Krankenkassen-Schreiben oder Lohnabrechnung, nicht älter als 6 Monate und sensible Daten bitte unkenntlich machen
- Kopie/Scan/Foto der Kreditkarte (Vorder- und Rückseite), die zur Einzahlung verwendet wurde. Bitte die mittleren 8 Zahlen schwärzen, sodass nur die letzten 4 Ziffern lesbar sind

Haltet ihr das Anfordern derartiger Dokumente für übertrieben oder durchaus gerechtfertigt, um nicht auch selbst in das Raster von Fahndern o.ä. zu geraten?

Paypal fordert soweit ich weiß auch gerne mal solche Dokumente an, wenn Unstimmigkeiten auftauchen.

Danke fürs Lesen und im Voraus für Ideen, Vorschläge, etc.
Boris

[Seo.gy]

Hallo,

- Kopie/Scan/Foto Ihres gültigen Personalausweis oder Ihres Führerscheins

Dazu hat Paypal keine Berechtigung - eine Funktion davon abhänig zu machen ist Nötigung!

[Wurstwassertrinker]

Warum dürfte das PayPal nicht, aber die Hausbank schon?
Auch PayPal unterliegt der Aufsicht der Bafin und wird als Kreditinstitut betrachtet und muss sich somit auch gemäß Geldwäschegesetz den Konteninhaber bzw. Beantrager verifizieren lassen, oder leitet mich da mein (Google-) Wissen fehl?

Schließlich darf sich auch ein Onlineshop, der FSK 18 Filme oder Spiele verkauft den Ausweis zeigen lassen bzw. ist dazu sogar verpflichtet, wie auch der Kiosk um die Ecke, der Alkohol / Tabak verkauft.

Viele Grüße
Boris

[gzs]

Für Partner im Ausland ist dies jedoch - meiner Ansicht nach, die einzige vernünftige Auszahlungsart gegenüber einer normalen Banküberweisung.

Wieso? Kommt darauf an um welche Länder es geht, in Zeiten von IBAN und BIC ist so einiges leichter geworden

b.) Spricht etwas gegen eine Auszahlung via Paypal

Ja, die Verwendung von Paypal als solches spricht dagegen. Seriös geht anders ...

[Wurstwassertrinker]

Wieso? Kommt darauf an um welche Länder es geht, in Zeiten von IBAN und BIC ist so einiges leichter geworden

Da gebe ich dir Recht, im SEPA Raum mittlerweile unproblematisch.
Aber im nicht SEPA Raum dauert es, ist teuer, etc.

Ja, die Verwendung von Paypal als solches spricht dagegen. Seriös geht anders ...

PayPal ist sicher nicht jedermanns Sache, aber geht wiederrum schnell, ich muss mich ja grundsätzlich auch danach richten, was der Partner nutzt oder wünscht, und nicht nach dem, was mir gefällt.

Vielleicht war meine Frage unglücklich formuliert:

Spricht juristisch etwas gegen eine Partnerabwicklung via PayPal oder BC?

[Vegas]

Spricht juristisch etwas gegen eine Partnerabwicklung via PayPal oder BC?

Gegen Paypal nicht, gegen Bitcoin eindeutig ja, Du ziehst damit problematische (vorsichtig formuliert) Affiliates quasi magisch an und holst Dir schnell Ärger ins Haus.

[Wurstwassertrinker]

Definiere "problematische"

[smilla]

In einigen Fällen ist Sepa aber auch komplizierter geworden, in dem man nicht so einfach mit IBAN und BIC Geld versenden kann. Einige Banken haben mehrere BIC Codes und dann muss man teilweise verschiedene ausprobieren, weil dann nur einer von mehreren geht. Kommt schon öfter mal vor. Sind aber nicht alle Banken betroffen.

[Vegas]

Definiere "problematische"

Problematisch im Sinne von betrügerisch. Leute die sich gestohlener oder gefälschter Identitäten, Kreditkartendaten o.ä. bedienen und Dir und anderen erhebliche finanzielle Schäden zufügen können. Schmarotzer die außerhalb der Bürozeiten unter Ausschluß Deines Standorts Adwords zu Deinem Brand schalten. Cookie Dropper die Leuten im Hintergrund Deine Cookies unterschieben, ohne irgendeine Leistung zu erbringen. Spammer die ein paar Millionen Mails raushauen (hallo Mitstörerhaftung für Deine Affiliates!). Findige Programmierer die Schwachstellen in der von Dir verwendeten Software aufdecken und Transaktionen unterschieben, die eigentlich nie stattgefunden haben, usw., usw., usw.

Ist leider so, bestimmte Auszahlungsmethoden locken kein gutes Klientel an. Gerade neue Affiliateprogramme abseits der großen Netzwerke ziehen diese "Geschäftspartner" an wie Licht die Motten...und selbst wenn die Leute einen Gewerbeschein bei Dir abliefern müssen und Du nur per Überweisung auszahlst, hast Du mit dem Thema "Fraud" noch genügend zu tun.

Bei einem PP im Ausland hast Du noch viel mehr Ärger, da solltest Du Dir als erstes eine Sperrliste mit Ländern besorgen, aus denen Affiliates standardmäßig abgelehnt werden.

[Wurstwassertrinker]

Vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung.

Wenn ich das richtig sehe gibt es beim Platzieren eines Partnerprogrammes (im Ausland) drei große Stolpersteine.

- die Mitstörerhaftung
- Cookie dropping
- Brand Hijacking

Gegen die Störerhaftung hilft meiner Ansicht nach nur ein entsprechender Passus in den AGB mit Sperre bei Verstoß, sofern bekannt.

Cookie dropping: Erkennen durch Abweichen von "Normalwerten", z.B. aus Basis einer Erhebung durch eine Testgruppe, ggf. bei Abweichen von einem vorher festgelegten Referer (dürfte dann nicht mehr funktionieren, wenn soziale Netzwerke ins Spiel kommen oder kein Referer, z.B. durch Browsereinstellungen, übertragen wird)

Brand Hijacking: Suchmaschinen beobachten

Abwehr allgemein:
Partner nur aus zuverlässigen Ländern, ich würde z.B. erst einmal nur in bestimmten Ländern platzieren, z.B. USA, GB, CH, AT. (Ist das möglicherweise der Grund, warum die Großen wie Amazon z.B. nicht in allen Ländern Affiliate Programme anbieten?).

Ermittlung der IP, Abgleich mit Sperrliste (sofern IP und Referer insgesamt betrachtet nicht manipuliert sind). Auszahlung nur an vertrauenswürdige Konten, die in vertrauenswürdigen Ländern geführt werden, damit fallen Bitcoin, PayPal und Konsorten aber komplett raus.

Was gäbe es noch für technische und untechnische Maßnahmen gegen oben genannte "Spielkameraden"?

[Mincemeat]

Auch PayPal unterliegt der Aufsicht der Bafin

Nein. Paypal unterliegt Luxemburgischer Finanzaufsicht.

und wird als Kreditinstitut betrachtet

In Deutschland nein. Die Luxemburger Banklizenz wurde nicht nach DE portiert, sondern lediglich die E-Geld- Lizenz. Beispielsweise verfügen deutsche Paypal- Accounts über 0,nix EU- Einlagensicherung der Banken, weil Paypal in Deutschland keine Bank ist.

oder leitet mich da mein (Google-) Wissen fehl?

Jepp.

BTW:
Legitimations- Unterlagen Deiner Affiliates darfst Du natürlich anfordern. Das hat aber 0,nix mit Paypal zu tun.